
Nachhaltiger Konsum: Verbraucherstiftung lud zum Dialog
Rückblick auf das Dialogforum „Bezahlbar, alltagstauglich und dabei nachhaltig - geht das?“ der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz
- 100 Gäste aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft Schule und Medien trafen sich am 07. Oktober 2025 zum Austausch in Berlin.
- Staatssekretärin Eva Schmierer (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) hob in ihrem Grußwort die individuelle und gesellschaftliche Relevanz nachhaltigen Konsums hervor.
- Alltagseinblicke der Influencerin Marie Nasemann, Beispiele von Corporate Social Responsibility sowie zahlreiche Perspektiven aus der Zivilgesellschaft zeigten Handlungsbedarfe, aber auch Lösungswege auf.
Ob im Supermarkt, in der Anprobekabine oder beim Online-Shopping – nachhaltiger Konsum ist längst im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen. Doch im Alltag stehen Verbraucher:innen oft vor einem Dilemma: Was nachhaltig sinnvoll wäre, ist häufig teurer, zeitaufwendiger oder schwerer zugänglich. Von rasanten Preissteigerungen, Zeitnot und Informationsflut ist man schnell überwältigt. Die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz fragte ihrem Dialogforum: Was braucht es, um Verbraucher:innen im Spannungsfeld zwischen nachhaltigem Konsum und Lebensrealität zu stärken?
Gäste aus EU- und Bundespolitik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten am Dienstag, den 07. Oktober 2025, in Berlin über Zielkonflikte – vor allem aber über Lösungen.
Luise Will, Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz eröffnete die Dialogveranstaltung mit dem klaren Anliegen der Stiftung „Es gilt, alle Perspektiven zusammenzubringen, damit für Verbraucher:innen aus einem „nachhaltig konsumieren wollen‘ auch ein ‚ nachhaltig konsumieren können‘ wird“.
In ihrem Grußwort betonte Eva Schmierer, Staatssekretärin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, die Notwendigkeit der Stärkung von Verbraucher:innen in ihrer Rolle als zentrale Akteure des sogenannten Grünen Wandels. Es brauche Dialogplattformen wie diese, um alle Perspektiven bei der Gestaltung nachhaltigen Konsums einzubeziehen.
Im Gespräch über die EU-Richtlinie „Empowering Consumers for the Green Transition“ betonte Dr. Daniela Bankier (Europäische Kommission) die Bedeutung klarer Regeln für mehr Transparenz und Verbraucherinformation im nachhaltigen Konsum. Michaela Schröder (Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.) begrüßte die Fortschritte auf EU-Ebene, wies jedoch darauf hin, dass ohne die begleitende Green-Claims-Richtlinie zentrale Schutzmechanismen gegen Greenwashing weiterhin fehlen. Beide waren sich einig, dass Verbraucher:innen nicht allein durch Verantwortung, sondern durch verlässliche Rahmenbedingungen befähigt werden müssen, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.
Der Umweltsoziologe und Transformationsforscher Prof. Dr. Bernd Sommer beleuchtete die Rolle von Lebensstilen, Verteilungskonflikten und Privilegen im Kontext der langjährigen Diskussion um nachhaltigen Konsum. Er verdeutlichte, dass einfach zugängliche Infrastrukturen die Chance bieten, nachhaltiges Verhalten niedrigschwellig im Alltag zu verankern und damit strukturelle Voraussetzungen für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz und Wirksamkeit zu schaffen.
PODIUMSGESPRÄCHE
Im Podiumsgespräch diskutierten Carina Bischof (Fasion Revolution Germany e.V.), Carla Kollenberg (Hess Natur-Textilien GmbH & Co. KG) sowie Friederike Elsner (Portal Siegelklarheit.de), wie Verantwortlichkeiten für Verbraucher:innen reduziert und Zugänglichkeit einfacher werden könnten. Wo strukturelle Mechanismen greifen und wo sie fehlen, um den Preisdruck von den Verbraucher:innen zu nehmen, diskutierte in einer zweiten Themenrunde Pablo von Waldenfels (Tchibo GmbH) mit Sebastian Steineke (CDU/CSU-Bundestagsfraktion) und Dr. Martin Kuhne (Verbraucherzentrale NRW).
Im Wrap Up fasste Henrik Fork-Weigel, Vorstandsmitglied der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz, zentrale Erkenntnisse des Forums zusammen. Deutlich wurde auf der Dialogveranstaltung, dass
- … nachhaltiger Konsum nicht am Bewusstsein scheitert, sondern an realen Barrieren: fehlende Orientierung, hohe Preise, widersprüchliche Label, unklare Informationen.
- … Rahmenbedingungen so gestaltet sein müssen, dass nachhaltige Entscheidungen die naheliegendsten und einfachsten sind; nicht kompliziert, teuer oder moralisch aufgeladen.
- … Verbraucher:innen kein Mehr an Verantwortung brauchen, sondern ein Mehr an Verlässlichkeit.
- … dass sich die anwesenden Expert:innen aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Verbraucherschutz in gemeinsamer Verantwortung sehen, nachhaltigen Konsum nicht nur zu fordern, sondern möglich zu machen.
Die Veranstaltung fand ihren Ausklang in einem Get-together.
Förderprojekte der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz zur Stärkung nachhaltigen Konsums:
Schulprojekt: Bewusster, nachhaltiger Konsum: Vom Wissen zum Handeln.
Stakeholder-Workshop für nachhaltigen Textilkonsum: Entwicklung einer interaktiven Entscheidungshilfe für junge Verbraucher:innen
Fotos: © DSV/Christian Mang
Zum Überblick: Programm, Referent:innen und weitere Informationen